Eigentlich könnte Tommaso Berni der ideale dritte Torwart für Inter Mailand sein. Der 37-Jährige wurde bei den „Nerrazurri“ ausgebildet, durchlief die italienischen Junioren-Nationalmannschaften und kehrte im Jahr 2014 zu seinem Jugendverein zurück, nachdem er sich zuvor bei diversen Klubs nicht hatte durchsetzen können.
Ohne zu murren sitzt er dort seitdem auf der Bank und hält Inters Nummer eins Samir Handanovic den Rücken frei. In Inters Video-Formaten präsentiert er sich als gutgelaunter Spaßvogel, der Anhänger als Mitarbeiter im Fanshop überrascht oder von seiner Leidenschaft für Kunst und die Musik der 60er und 70er Jahre schwärmt. Wenn, ja wenn, da nicht die Sache mit seiner Disziplin wäre.
Denn Berni ist voll dabei. Auch wenn er nicht selbst zwischen den Pfosten steht. So auch am Sonntag als Inter bei der AC Parma antrat. Mit 0:1 lag Inter hinten und musste dann auch noch einen nicht geahndeten Ellbogencheck hinnehmen. Für Berni zu viel des Guten. Der Ersatztorwart tobte und redete wild auf den vierten Offiziellen ein. Das wiederum ging Schiedsrichter Fabio Maresca zu weit, er schickte Berni mit Rot vom Platz.
Das bemerkenswerte: Es war bereits der zweite Platzverweis für den Ersatztorwart in dieser Saison. Und das, obwohl Berni seit seiner Rückkehr zu Inter im Sommer 2014 kein einziges Pflichtspiel für den Verein bestritten hat.
Wilde Szenen gegen Cagliari
Schon im Januar, beim Spiel gegen Cagliari war der Keeper vom Platz geflogen. Die 1:0‑Führung von Lautaro Martinez hatte der ehemalige Mailänder Radja Nainggolan in der 78. Minute ausgeglichen, Inter drängte in der Schlussphase auf den Siegtreffer. In der Nachspielzeit sah Martinez dann nach einem Frustfoul und anschließenden lautstarken Beschwerden Gelb-Rot. Das wiederum brachte Berni und einige andere Inter-Ersatzspieler auf die Palme und unmittelbar nach dem Schlusspfiff dazu, wutentbrannt auf den Platz zu stürmen.

Gestenreich und in fließendem ironisch gratulierte Berni Schiedsrichter Gianluca Manganiello zu dessen Leistung, die Inter aus seiner Sicht um den Sieg gebracht hatte. Manganiello indes wollte die Glückwünsche nicht annehmen. Im Gegenteil: Er zeigte dem Torwart glatt Rot. Insgesamt war es die dritte Rote Karte in Bernis Serie-A-Karriere – und das bei nur neun absolvierten Partien. Hinzu kommen acht Gelbe und eine weitere Rote Karte in 98 Zweitliga-Partien.
Und auch abseits des Platzes ist Berni alles andere als ein Vorzeigeprofi. Im vergangenen Jahr kassierte er eine Abmahnung, weil er sich splitternackt mit seiner Freundin (einem Instagram-Model mit Hippie-Touch, das sich den Künstlernamen „Tochter des Mondes“ verpasst hat) präsentiert hatte. Zudem gilt Berni als Stammgast in der Mailänder Party- und Eventszene. Gut möglich, dass er dafür künftig noch ein wenig mehr Zeit hat. Sein Vertrag mit Inter läuft zum Saisonende aus.
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